Wenn richtig essen Schule macht

„Bist du etwa ein Löwe?“



Andreas Bär Läsker, Manager der „Fantastischen Vier“, über seinen Schritt in ein Leben als Veganer

Andreas Bär Läsker sitzt im Auto auf dem Weg nach Zürich, wo „Die Fantastischen Vier“ am Abend ein Konzert geben werden. Läs- ker ist Manager der Band, Fotograf – und seit zwei Jahren Veganer. Darüber hat der 51-Jährige das Buch „No need for meat“ (Trias, 24,99 Euro) geschrieben, mit Rezepten und Ratschlägen.

WELT AM SONNTAG: Sie verzichten auf Fleisch, Fisch, Milch und Eier. Was essen Sie, wenn Sie, wie heute, unterwegs sind?

ANDREAS BÄR LÄSKER: Man findet letztlich immer etwas. An Raststätten gibt es meist Pellkartoffeln oder Gemüsesuppe. Was ich aber viel schlimmer finde: diese Paranoia. Die Leute tun so, als bräuchte man, wenn man von Stutt- gart nach Hamburg fährt, drei warme Mahlzeiten. Ich stehe nicht morgens auf und sage: Oh Gott, essen! Wie? Wo? Was? Ich sage immer: Keine Panik, es st nur Hunger. Wir essen ja eh alle viel zu viel.

Warum sind Sie Veganer geworden?

Ich hatte früher mal 160 Kilo auf den Rippen, habe über die letzten Jahre 45 Kilo abgenommen. Die Beschäftigung mit Ernährung hat mich dazu gebracht, Veganer zu werden. Nachdem ich vor vier Jahren die ersten 200 Seiten der „China Studies“ gelesen hatte, habe ich spontan aufgehört, Fleisch zu essen. Das Buch beschäftigt sich mit allen Ernährungsformen der Welt, fasst alle Studien der letzten 50 Jahre zusammen. Wenn man das gelesen und verstanden hat, dann kann man kein Fleisch mehr essen, wenn man sich nicht umbringen will.

Und auch auf Eier und Milch zu verzichten fiel Ihnen nicht schwer?

Nee, tatsächlich habe ich Milch schon seit Jahren nicht sehr gut vertragen. Wenn man sich mal damit beschäftigt, weiß man, warum. Wir sind das einzige Lebewesen, das sich nach dem Abstillen quasi dazu zwingt, weiterhin Milch zu trinken – und dann noch von einer anderen Spezies. Und Rührei, Spiegelei braucht man eh überhaupt nicht.

Nervt der Verzicht nicht manchmal?
Ich nenne es nicht Verzicht, ich nenne es Vermeidung. Und stellen wir doch mal all die Kollateralschäden, die mit dem Fleischkonsum einhergehen, auf die eine Seite – er ist schlecht für die Gesundheit, schlecht für die Umwelt, schlecht für die Tiere – und auf der anderen Seite haben Sie genau ein Argument: Es schmeckt so gut. Da kann man, finde ich, schon mal sagen: Fuck it! Dann lass ich es eben.

Wie hat denn Ihr Umfeld reagiert, als Sie Veganer wurden?
Zum Teil mit Respekt, zum Teil mit Erstaunen. Es gab aber auch Leute, die sich von mir abgewendet haben, weil sie das vorgelebte schlechte Gewissen nicht ertragen konnten. Und viele dumme Fragen werden einem gestellt.

Welche zum Beispiel?

Wenn du jetzt an einen Strand gespült würdest und dort gäbe es nur Tiere, würdest du dann lieber verhungern oder Fleisch essen? Was ist das für eine schwachsinnige Hypothese? Oder es kommen Argumente wie: Löwen essen doch auch Fleisch. Bist du etwa ein Löwe und rennst durch die Savanne?

Manche meinen, es sei auch unmännlich, kein Fleisch zu essen.

Ich kenne dieses Argument, es ist mir persönlich aber noch nie begegnet. Ich glaube, dass man einem 1,93 Meter gro- ßen und 105 Kilo schweren Typen wie mir, nicht zwingend Unmännlichkeit entgegenschmettert. Vielleicht sollte man diese Menschen mal von einem 250-Kilo-Gorilla, der sich ausschließ- lich von Pflanzen ernährt, an die Wand werfen lassen. Wenn sie das überlebt haben, finden sie vegan bestimmt gar nicht mehr so unmännlich.

Ihren Spitznamen Bär haben Sie sich offiziell in den Pass eintragen lassen – und könnten ihn doch eigentlich jetzt mal in Gorilla ändern.

Brauche ich nicht. Bären können problemlos von Wurzeln und Beeren überleben, tage-, monate-, jahrelang. Das können übrigens alle. Selbst Löwen könnten das. Der Löwe tötet unschuldig aus Instinkt. Wir töten schuldig, weil wir genusssüchtig sind.